Tobias und die Geschichte von einem fast neuen Zimmer
Jeder Mensch braucht ab und zu einen Tapetenwechsel. Auch sehr junge Menschen, wie Tobias. Seit einigen Jahren bewohnt der 13-jährige in unserer Wohngruppe Kranichzug in Joachimsthal ein eigenes Zimmer.
Tobias lebt seit Jahren in einer betreuten Wohngemeinschaft unserer Bergvilla in Joachimsthal. Dort hat er sein eigenes Zimmer und fühlt sich wohl. Nur dass Schrank, Bett und Tisch schon lange abgewohnt waren, gefiel Tobias gar nicht. Klar, alles funktionierte und die Möbel waren solide – aber nichts passte noch so richtig zusammen.
Der Wunsch also, sein Zimmer ein bisschen aufzupeppen, stand für Tobias seit Monaten fest. Zumindest ein neuer Kleiderschrank musste her. Im alten war kaum noch Platz für all seine Sportsachen, Hoodies und Hosen. Längst drohte der Schrank auseinanderzubrechen. So konnte es nicht weitergehen – aber Tobias hatte da ja schon ein paar gute Ideen …
Eines Tages erzählte er seinem Betreuer davon. Das ist Herr Jakubowski und der weiß, was Tobias wichtig ist. Er ist Bezugsperson und Ansprechpartner für ihn, aber auch Vermittler zwischen ihm und seinen Eltern. Thomas Jakubowski hat immer ein offenes Ohr für Tobias und wenn es geht, nimmt er sich seiner Wünsche gern an. Auch diesmal und so war es nur eine Frage der Zeit, dass beide die Zimmerrenovierung tatsächlich in Angriff nehmen konnten. Altersgerecht sollten Möbel und Wände nun werden, modern und neu und viel Platz für Tobias Sachen musste auch sein...
Lesen Sie hier, wie die Geschichte weitergeht ...
Es geht los ...
Schnell war klar: Das Vorhaben würde viele Hände brauchen. Wände müssten gemalert, alte Möbel entsorgt, neue gekauft und zusammengebaut und Teppich musste verlegt werden. Vor allem aber brauchte es gute Argumente, um jene zu überzeugen, die die vielen Wünsche auch bezahlen würden: die Leitung unserer Einrichtung. Als das noch am selben Tag gelang, waren Tobias und Herr Jakubowski sofort Feuer und Flamme für ihr großes Renovierungsprojekt.
Um keine Zeit zu verlieren, setzten sich beide noch am Abend an den Computer. Sie stöberten online und suchten passende Möbel für das zur Verfügung stehende Budget. Die Aufregung war groß und die Vorfreude auf ein schönes, neues Zimmer für Tobias entfacht.
Auf großer Fahrt nach Berlin
Wenige Tage später schnappten sich Tobias und sein Betreuer den Kleintransporter der Wohngruppe „Heidereiter“ und den Anhänger der Hausmeister. Und schon fuhren sie nach Berlin, um die ausgesuchten Möbel einzukaufen. Frau Quilitz, die Leiterin der Bergvilla, ließ es sich nicht nehmen, an ihrem freien Samstag beim Möbelkauf dabei zu sein. Was ganz gut war, denn die beiden Männer brauchten ja jemanden, der die ausgewählten Möbel am Ende auch bezahlen würde.
Der Einkaufstag war anstrengend. Riesige Möbelpakete mussten gewuchtet werden: von den Regalen in die Einkaufswagen, von den Einkaufswagen aufs Kassenband, vom Kassenband auf den Anhänger. Und so mussten Herr Jakubowski und Tobias ihre letzten Kräfte bündeln, um für die Heimfahrt alles sicher auf dem Fahrzeug zu verstauen.
Danach tat eine Stärkung gut. Was lag also näher, als den Tag in Berlin mit einem traditionellen schwedischen Snack abzuschließen – nicht ohne vorher jede Menge heiße Würstchen für die abendliche Disco in der Joachimsthaler Tagesgruppe einzukaufen. Wie würden die Jungs und Mädels johlen, wenn sie mit den dampfenden Snack-Päckchen zurückkehren würden …
Alle packen mit an
Am nächsten Morgen konnte die Renovierung endlich starten. Bald würde sein Zimmer neu erstrahlen. Schon lange vorher hatte Tobias sich überlegt, von welchen alten Dingen er sich trennen könnte. Vieles hatte sich angestaut, was ihm längst zu klein geworden war oder womit er sowieso niiiie meeehr spielen würde …
Also wurden Möbel zerlegt und entsorgt, es wurde entrümpelt, gewischt und geputzt. Während sich Tobias gemeinsam mit seinem Betreuer dabei richtig ins Zeug legte, überließen sie den Aufbau der neuen Möbel lieber den beiden Hausmeistern. Denn wer könnte das besser als sie – sie hatten das richtige Werkzeug und vor allem starke Hände. Und auch das Malern des Zimmers und das Auslegen eines neuen Bodenbelages waren für unsere Hausmeister kein Problem. Ruckzuck war auch das erledigt. Tobias staunte nicht schlecht.
Aus alt wird trendy
Schon beim Ausräumen der alten Möbel hatten Tobias und Herr Jakubowski festgestellt, dass unter den Möbeln ein Wandboard eigentlich noch ganz gut in Schuss war. Viel zu schade, um es einfach auf den Müll zu werfen. Ein bisschen Farbe könnte reichen und schon würde es wieder zu den neu gekauften Möbeln passen. Kurz entschlossen pimpten beide das Board einfach auf. „Upcycling“ nennt man so etwas. Ganz nebenbei könnte unser ASB damit auch noch einen kleinen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit leisten.
Also begann Tobias die vielen kleinen Aufkleber vom Board zu kratzen und die alte Farbe mit Sandpapier anzuschleifen. Dann wurde gestrichen, getrocknet und alle Regalteile neu zusammengesetzt. Passt!
Und dann, plötzlich, war es so weit. Die Arbeit war geschafft. Tobias und Herr Jakubowski staunten und waren stolz. Das Zimmer war fertig und erstrahlte im neuen Glanz. Und weil alle mitgeholfen hatten, waren kaum 14 Tage von der ersten Idee bis zum letzten Pinselstrich vergangen. Manchmal muss man eben die richtigen Ideen zur richtigen Zeit haben – und Leute an seiner Seite, die sich dafür begeistern.
(Text: Thomas Jakubowski / Dietmar Haiduk)